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Vertretung in Luxemburg
Presseartikel8. März 2024Vertretung in LuxembourgLesedauer: 5 Min

Zahlen für 2023 zeigen, dass zu viele Länder bei der Verringerung der Straßenverkehrstoten kaum Fortschritte machen

Die Europäische Kommission hat heute vorläufige Angaben zur Anzahl der Straßenverkehrstoten im Jahr 2023 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr kamen in der EU rund 20 400 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, was einem leichten Rückgang um 1 % gegenüber 2022 entspricht.  Trotz einiger Fortschritte seit dem Vergleichsjahr 2019[1] sind nur wenige Mitgliedstaaten auf Kurs in Richtung auf das Ziel der EU und der Vereinten Nationen, die Anzahl der Straßenverkehrstoten bis 2030 zu halbieren.

Gegenläufige Trends in den Mitgliedstaaten

EU-weit ging die Zahl der Straßenverkehrstoten 2023 gegenüber dem Vorjahr um 1 % zurück. Während dies rund 2 360 weniger Todesopfer (-10 %) gegenüber 2019 bedeutet, hat sich der Abwärtstrend in mehreren Mitgliedstaaten abgeflacht.

Seit 2019 ist die Zahl der Straßenverkehrstoten in Spanien, Frankreich und Italien kaum zurückgegangen, während sie in Irland, Lettland, den Niederlanden, der Slowakei und Schweden gestiegen ist. Im Gegensatz dazu sind Belgien, Tschechien, Dänemark, Ungarn und Polen in den letzten vier Jahren auf gutem Wege, die Anzahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr bis 2030 zu halbieren[2].

Die Rangfolge der Länder bei der Anzahl der Toten hat sich nicht wesentlich verändert. Die sichersten Straßen sind nach wie vor in Schweden (22 Tote je Million Einwohner) und Dänemark (27 Tote je Million Einwohner) zu finden. Bulgarien (82 Tote je Million Einwohner) und Rumänien (81 Tote je Million Einwohner) meldeten 2023 die höchsten Totenzahlen. Der EU-Durchschnitt lag bei 46 Straßenverkehrstoten je Million Einwohner.

Am stärksten betroffene Gruppen

Aus den EU-weit verfügbaren Daten für 2022 (detaillierte Daten für 2023 liegen noch nicht vor) geht hervor, dass sich 52 % der Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge auf Landstraßen, 38 % in Stadtgebieten und 9 % auf Autobahnen ereigneten.

Der Trend bei der Anzahl der auf den Straßen der EU getöteten Radfahrer gibt Anlass zu ernster Sorge: 2022 kamen mehr als 2000 Radfahrer ums Leben. Sie stellen die einzige wichtige Gruppe von Straßenverkehrsteilnehmern dar, bei der in den letzten zehn Jahren kein signifikanter Rückgang der Totenzahlen zu verzeichnen war. Hauptgründe sind der anhaltende Mangel an geeigneten Verkehrsinfrastrukturen sowie unsichere Verhaltensweisen aller Straßenverkehrsteilnehmer, etwa Geschwindigkeitsübertretungen, Ablenkung oder Fahren unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen.

Über drei Viertel (77 %) der Straßenverkehrstoten waren männlichen Geschlechts. Menschen ab 65 Jahren sind stärker gefährdet; auf diese Gruppe entfielen 29 % der Straßenverkehrstoten aus, sie stellt aber nur 21 % der Bevölkerung. Ähnlich verhält es sich bei jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren; auf sie entfielen 12 % der Straßenverkehrstoten, sie stellen aber nur 7 % der Bevölkerung.

45 % aller Toten waren Pkw-Insassen (Fahrer oder Mitfahrer), 18 % Fußgänger, 19 % Nutzer von motorisierten Zweirädern (Motorrädern oder Kleinkrafträdern) und 10 % Radfahrer. Die Zahlen schwanken je nach Altersgruppe beträchtlich. Unter den über 65-Jährigen waren 29 % der Todesopfer Fußgänger und 17 % Radfahrer. Siehe hier die aktuelle Kollisionsmatrix, in der die wichtigsten an Verkehrsunfällen mit Todesfolge beteiligten Fahrzeuge aufgeführt sind.

In Stadtgebieten entfallen auf vulnerable Straßenverkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer und Nutzer von motorisierten Zweirädern) knapp 70 % aller Verkehrstoten. An der überwiegenden Mehrheit der tödlichen Straßenverkehrsunfälle in Städten sind Personen- und Lastkraftwagen beteiligt, was deutlich macht, dass der Schutz der vulnerablen Verkehrsteilnehmer verbessert werden muss. Siehe hier die aktuelle Kollisionsmatrix für städtische Straßen.

Hintergrund

2018 hat sich die EU zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Straßenverkehrstoten – und erstmals auch die Anzahl der Schwerverletzten – bis 2030 zu halbieren. Dies hat die Kommission in ihrem Strategischen Aktionsplan zur Straßenverkehrssicherheit und im EU-Politikrahmen für die Straßenverkehrssicherheit 2021-2030 festgelegt, in denen auch Pläne für die Straßenverkehrssicherheit entworfen werden, die darauf abzielen, bis 2050 das Ziel der „Vision null Straßenverkehrstote“ zu erreichen.

Im März 2023 hat die Kommission ein Paket von Vorschlägen zur Straßenverkehrssicherheit vorgelegt, das aktualisierte Anforderungen für Führerscheine und eine bessere grenzüberschreitende Durchsetzung der Straßenverkehrsvorschriften umfasst.

Die Straßenverkehrssicherheit war auch ein Kernelement der jüngsten mobilitätspolitischen Initiativen der EU, darunter der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität, der neuen TEN-V-Verordnung und des Rahmens für urbane Mobilität. In ihrem Vorschlag für eine europäische Erklärung zum Radfahren erkennt die Kommission an, dass Sicherheit eine Voraussetzung dafür ist, Menschen zum Radfahren zu bewegen. Sie arbeitet an der Erstellung von Leitlinien für Qualitätsanforderungen zugunsten vulnerabler Straßenverkehrsteilnehmer einschließlich der Radfahrer.

Parallel zu den heutigen Statistiken veröffentlichte die Europäische Beobachtungsstelle für die Straßenverkehrssicherheit einen neuen jährlichen statistischen Bericht und eine aktualisierte Reihe von Länderprofilen.

Weitere Informationen

Detaillierte Straßenverkehrsstatistiken für das Jahr 2023

 

Straßenverkehrstote je Million Einwohner – vorläufige Zahlen für 2023

Road deaths per million inhabitants - preliminary data for 2023

Quelle: EU CARE database on road crashes sowie nationale Quellen; die Bevölkerungsdaten stammen von Eurostat.

Die Zahlen für 2023 beruhen bei den meisten Ländern auf vorläufigen Daten und könnten sich bis zur Veröffentlichung der endgültigen Zahlen im Herbst 2024 noch ändern. Die das gesamte Jahr 2023 abdeckenden Schätzungen umfassen alle Straßenarten und beziehen sich auf Todesfälle innerhalb von 30 Tagen. Für folgende Länder liegen jedoch nur teilweise Daten vor: Spanien (Landstraßen), Niederlande (Teildaten; zudem sind polizeilich registrierte Todesfälle um etwa 10-15 % zu niedrig angegeben), Portugal (Todesfälle innerhalb von 24 Stunden), Schweiz (bezogen auf 6 Monate). In Liechtenstein gab es im Jahr 2023 keine Verkehrstoten. 

Die Angaben für 2023 werden mit drei Zeiträumen verglichen: mit 2022 (dem Vorjahr), mit 2019 (dem Ausgangsjahr für das Ziel, die Anzahl der Verkehrstoten bis 2030 zu halbieren) und mit dem Durchschnitt der Jahre 2017-19 (zur Berücksichtigung von Schwankungen in kleinen Ländern). In Bulgarien ging die absolute Zahl der Todesfälle zwischen 2022 und 2023 zurück; da aber die Bevölkerung schneller schrumpfte, ergab sich ein Anstieg beim Prozentsatz der Verkehrstoten. Die Angaben zur prozentualen Veränderung in der Tabelle beziehen sich auf die Gesamtzahl der Todesfälle, nicht auf den Anteil je Million Einwohner.

 

 

[1] 2019 ist das Ausgangsjahr für das Ziel, die Anzahl der Verkehrstoten bis 2030 zu halbieren.

[2] Die Angaben beruhen auf vorläufigen Daten, die oft Teildaten sind.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
8. März 2024
Autor
Vertretung in Luxembourg