Aktionsplan der Kommission für eine wettbewerbsfähige und dekarbonisierte Stahl- und Metallindustrie in Europa - Europäische Kommission
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  • Presseartikel
  • 19. März 2025
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  • Lesedauer: 6 Min

Aktionsplan der Kommission für eine wettbewerbsfähige und dekarbonisierte Stahl- und Metallindustrie in Europa

Press conference by Stéphane Séjourné, Executive Vice-President of the European Commission, on the Steel and Metals Action Plan

Die Kommission leitet heute Maßnahmen ein, um die industriellen Kapazitäten Europas im Stahl- und Metallsektor zu bewahren und auszubauen. Der Aktionsplan für Stahl und Metalle soll zur Wettbewerbsfähigkeit des Sektors beitragen und die Zukunft der Industrie sichern.

Als Zulieferer für kritische Sektoren wie die Automobilindustrie, saubere Technologien und die Verteidigung ist die europäische Stahlindustrie ein Grundpfeiler der europäischen Wirtschaft. Eine starke Stahl- und Metallindustrie in Europa ist für die Gewährleistung der europäischen Sicherheit im derzeitigen geopolitischen Kontext und die Umsetzung des – ebenfalls heute vorgelegten – Plans „ReArm Europe/Bereitschaft 2030“ entscheidend. Gleichzeitig steht der Sektor vor einem Wendepunkt, der von hohen Energiekosten, unlauterem globalen Wettbewerb und der Notwendigkeit bestimmt wird, Investitionen zu tätigen, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Die Umsetzung des Plans fällt in eine Zeit, in der sich marktverzerrende Maßnahmen – wie nicht marktübliche Unterstützung von Überkapazitäten auf den Weltmärkten und ungerechtfertigte Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU – negativ auf unsere Wirtschaft auswirken können.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte: „Die Stahlindustrie ist seit jeher ein zentraler Motor für den europäischen Wohlstand. Daher sollte auch in Zukunft sauberer Stahl der nächsten Generation in Europa hergestellt werden. Das bedeutet, dass wir unseren Stahlherstellern helfen müssen, die auf dem Weltmarkt mit starkem Gegenwind konfrontiert sind. Wir müssen die Energiekosten senken und sie bei der Einführung innovativer, CO2-armer Technologien auf den Markt unterstützen, damit sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Der heutige Aktionsplan bietet konkrete Lösungen für eine florierende europäische Stahlindustrie.“

Mit diesem Aktionsplan unterstützt die Kommission die genannten Sektoren bei der kurz- und mittelfristigen Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Die vorrangigen sektorspezifischen Maßnahmen sind das Ergebnis eines umfassenden und kooperativen Prozesses mit zahlreichen Diskussionen, einschließlich des Dialogs über den Stahlsektor am 4. März 2025, und unter Einbeziehung der Interessenträger. Mit dem Aktionsplan werden folgende Ziele verfolgt:

  • Gewährleistung einer erschwinglichen und sicheren Energieversorgung des Sektors: Bei Metallen ist der Anteil der Energiekosten an den Produktionskosten größer als in anderen Sektoren. Durch den Aktionsplan wird die Nutzung von Strombezugsverträgen gefördert und die Mitgliedsaaten werden aufgefordert, die steuerliche Flexibilität im Energiebereich und die reduzierten Netztarife auszuschöpfen, um die Strompreisschwankungen auszugleichen. Zudem fördert er einen schnelleren Netzzugang für die energieintensive Industrie und die verstärkte Nutzung von erneuerbarem und kohlenstoffarmem Wasserstoff innerhalb der Sektoren.
  • Verhinderung der Verlagerung von CO2-Emissionen: Das CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) muss gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten. Darüber hinaus sollte damit sichergestellt werden, dass die Industrie in Drittländern nicht den Anschein erweckt, ihre Metalle seien CO2-arm, während sie nach wie vor auf CO2-intensive Energiequellen setzt. Im zweiten Quartal dieses Jahres wird die Kommission eine Mitteilung darüber veröffentlichen, wie die Verlagerung von CO2-Emissionen bei CBAM-Waren, die aus der EU in Drittländer ausgeführt werden, verhindert werden kann. Darüber hinaus wird die Kommission eine Überprüfung des CBAM vornehmen und bis Ende 2025 einen ersten Legislativvorschlag vorlegen, mit dem sein Anwendungsbereich auf bestimmte nachgelagerte Stahl- und Aluminiumerzeugnisse ausgeweitet wird und in dem zusätzliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Umgehungspraktiken enthalten sind.   
  • Ausbau und Schutz der europäischen industriellen Kapazitäten: Globale Überkapazitäten stellen eine ernstzunehmende Bedrohung für die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit dieses Sektors dar. Trotz handelspolitischer Schutzmaßnahmen der EU gegen unlauteren Wettbewerb bei Stahl, Aluminium und Ferrolegierungen verschlechtert sich die Lage weiter. Daher verschärft die Kommission die derzeitigen Schutzmaßnahmen für Stahlerzeugnisse und schlägt noch vor Jahresende eine neue langfristige Maßnahme vor, um den Stahlsektor der EU nach Auslaufen der derzeitigen Schutzmaßnahmen Mitte 2026 weiterhin wirksam zu schützen. Um zu verhindern, dass Ausführer Handelsschutzmaßnahmen umgehen, wird die Kommission auch die Einführung der „Geschmolzen und gegossen“-Regel prüfen, um den Ursprung von Metallwaren zu bestimmen.
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft: Ein besseres Recycling ist entscheidend, um die Emissionen und den Energieverbrauch in der Metallindustrie zu senken. Die Kommission plant, Recyclingziele für Stahl und Aluminium in Schlüsselsektoren festzulegen, und prüft, ob Auflagen für das Recycling oder den Recyclinganteil bei weiteren Produkten – z. B. bei Baumaterialien und Elektronik – sinnvoll sind. Darüber hinaus erwägt die Kommission Handelsmaßnahmen für Metallschrott – einem wichtigen Bestandteil für dekarbonisierten Stahl – einzuführen, um eine ausreichende Verfügbarkeit von Schrott zu gewährleisten.
  • Risikoabbau bei der Dekarbonisierung: Mit dem künftigen Rechtsakt zur beschleunigten Dekarbonisierung der Industrie werden Resilienz- und Nachhaltigkeitskriterien für europäische Produkte bei der Vergabe öffentlicher Aufträge eingeführt, um die Nachfrage nach in der EU hergestellten CO2-armen Metallen zu steigern und so Leitmärkte zu schaffen. Im Zeitraum 2026-27 wird die Kommission für den Deal für eine saubere Industrie 150 Mio. EUR aus dem Forschungsfonds für Kohle und Stahl und weitere 600 Mio. EUR aus „Horizont Europa“ bereitstellen. In der Expansionsphase strebt die Kommission 100 Mrd. EUR über die Bank zur Dekarbonisierung der Industrie aus dem Innovationsfonds und anderen Quellen an, wovon 2025 1 Mrd. EUR in eine Pilotauktion zur Dekarbonisierung und Elektrifizierung wichtiger industrieller Prozesse fließt.
  • Schutz hochwertiger Arbeitsplätze in der Industrie: Die Stahl- und Metallindustrie ist für die EU-Wirtschaft von entscheidender Bedeutung; fast 2,6 Millionen Menschen sind hier direkt oder indirekt beschäftigt. Durch aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen werden die Kompetenzenentwicklung und faire Arbeitsplatzwechsel gefördert. Die Europäische Beobachtungsstelle für einen gerechten Übergang überwacht die Auswirkungen auf die Beschäftigung und gewährleistet den Schutz der Arbeitnehmerrechte; dazu trägt auch der Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze als Teil des Deals für eine saubere Industrie zur bei.

Hintergrund

Der Aktionsplan für Stahl und Metalle baut auf Maßnahmen aus dem Deal für eine saubere Industrie und dem Aktionsplan für erschwingliche Energie auf. Der Aktionsplan schließt an den strategischen Dialog unter dem Vorsitz der Präsidentin der Kommission und des Exekutiv-Vizepräsidenten für Wohlstand und Industriestrategie an. Es ist der zweite Sektorplan dieser Kommission nach dem Aktionsplan für die Automobilindustrie vom 5. März 2025. Der Plan stützt sich auch auf Erkenntnisse aus dem Übergangspfad des Metallsektors, der zusammen mit diesem Aktionsplan veröffentlicht wurde, und liefert zusätzliche Hintergrund- und Bottom-up-Analysen der Bedürfnisse und Herausforderungen der Metallindustrie sowie der Ansichten der verschiedenen Interessenträger.

Die europäische Stahlindustrie trägt mit rund 500 Produktionsstätten in 22 Mitgliedstaaten etwa 80 Mrd. EUR zum BIP der EU bei und sichert mehr als 2,6 Millionen Arbeitsplätze.

Weitere Informationen

Aktionsplan für Stahl und Metalle

Fragen und Antworten

Factsheet

Rede von Exekutiv-Vizepräsident Séjourné

Präsidentin von der Leyen leitet Strategischen Dialog über die Zukunft des Stahlsektors ein

AUDIOVISUELLES PORTAL DER EU-KOMMISSION – Stahl und Metalle

Die Stahlindustrie ist seit jeher ein zentraler Motor für den Wohlstand in Europa. Daher sollte auch in Zukunft sauberer Stahl der nächsten Generation in Europa hergestellt werden. Das bedeutet, dass wir unseren Stahlherstellern helfen müssen, die auf dem Weltmarkt mit starkem Gegenwind konfrontiert sind. Wir müssen die Energiekosten senken und sie bei der Einführung innovativer, CO <sub>2</sub>-armer Technologien auf den Markt unterstützen, damit sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Der heutige Aktionsplan enthält konkrete Lösungen für eine florierende europäische Stahlindustrie.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission

Der Europäische Aktionsplan für Stahl und Metalle wird unsere Industrie vor unlauteren Handelspraktiken schützen, unsere Dekarbonisierungsstrategie konsolidieren und die Inlandsnachfrage nach CO <sub>2</sub>- armen Industrieprodukten ankurbeln. Dies sind wir allen europäischen Wirtschaftszweigen, die auf eine starke Stahl- und Metallindustrie in der EU angewiesen sind, allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in unseren Stahlwerken und unseren künftigen Generationen, denen wir eine Europäische Union mit einer unabhängigen und florierenden Industrie hinterlassen, schuldig. Ohne eine widerstandsfähige Stahl- und Metallindustrie innerhalb der EU-Grenzen kann es keine Reindustrialisierung und keinen europäischen Weg zur Klimaneutralität geben.

Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident für Wohlstand und Industriestrategie

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
19. März 2025
Autor
Vertretung in Luxembourg