Aufgrund von zahlreichen Konflikten, Klimaextremen und wirtschaftlichen Schocks nimmt der humanitäre Bedarf in der Region am Horn von Afrika zu. Schätzungen zufolge sind rund 65 Millionen Menschen unmittelbar auf Hilfe angewiesen. Die EU hat heute eine vorläufige Mittelzuweisung in Höhe von 171 Mio. EUR an humanitärer Hilfe für die Region angekündigt. Diese Mittel werden zusätzlich zu den bereits für Sudan angekündigten 72 Mio. EUR bereitgestellt. Damit beläuft sich die vorläufige Mittelzuweisung für humanitäre Hilfe für das Horn von Afrika im Jahr 2024 auf insgesamt 243 Mio. EUR.
Mit den Mitteln werden humanitäre Projekte in Dschibuti (500 000 EUR), Äthiopien (38 Mio. EUR), Kenia (11,5 Mio. EUR), Somalia (37 Mio. EUR), Südsudan (49,5 Mio. EUR) und Uganda (27,5 Mio. EUR) unterstützt. Weitere 7 Mio. EUR werden für Katastrophenvorsorgeprogramme in der gesamten Region bereitgestellt.
Die EU-Finanzierung wird dabei in erster Linie für die Bewältigung der akuten Nahrungsmittel- und Ernährungskrise in der Region, die Verbesserung des Zugangs zu grundlegenden Dienstleistungen, die Bereitstellung von Bildung und Schutz für Kinder in humanitären Krisen und die Einrichtung von Systemen zur Reaktion auf Katastrophen durch Notfallplanung und frühzeitiges Handeln eingesetzt.
Hintergrund
Die akute Nahrungsmittel- und Ernährungskrise am Horn von Afrika hat verheerende Auswirkungen auf viele Millionen schutzbedürftige Menschen. Gleichzeitig kommt es sowohl innerhalb der Länder als auch über Grenzen hinweg zu massiven Vertreibungen. Uganda, Sudan und Äthiopien sind die Länder mit den meisten Flüchtlinge in ganz Afrika. Vertriebene sind für ihr Überleben nach wie vor in hohem Maße auf externe Hilfe angewiesen. Gleichzeitig stehen Rückkehrenden erhebliche Hindernisse im Weg. Ihnen fehlt oft selbst ein Mindestmaß an Schutz und Sicherheit. Die Region ist außerdem von Klimaschocks und dem El Niño betroffen. Die Bedingungen schwanken insbesondere in einigen Teilen Äthiopiens und Somalias zwischen Extremen wie anhaltenden Dürren und Überschwemmungen.
Die humanitäre Lage in Äthiopien ist nach wie vor durch zahlreiche und sich häufig überschneidende Krisen gekennzeichnet, die durch Konflikte, Klimagefahren, Epidemien und die makroökonomische Lage verursacht werden. Laut dem Überblick über den weltweiten Bedarf an humanitärer Hilfe (Global Humanitarian Overview) leben in Äthiopien 20 Millionen Menschen in Not. Die Nachwirkungen des Konflikts im Norden des Landes erfordern besondere Aufmerksamkeit. Die Maßnahmen zum Wiederaufbau und zur Stärkung der Resilienz müssen dringend ausgeweitet werden. Die Konflikte in Amhara und Oromia erfordern verstärkte humanitäre Hilfe und den Schutz der Bevölkerung. Berichten zufolge wird gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen und humanitären Partnern der Zugang erschwert. Verschiedene Regionen des Landes sind zudem von abwechselnden Dürre- und Überschwemmungsperioden betroffen, wodurch die Bewältigungsstrategien der Menschen untergraben werden und ihr Leid noch verschlimmert wird. Fast 3,5 Millionen Binnenvertriebene und mehr als 970 000 Flüchtlinge, einschließlich der jüngsten Zuströme aus Sudan, benötigen humanitäre Hilfe und Schutz.
Kenia beherbergt derzeit fast 700 000 Flüchtlinge und Asylsuchende. Die Regierung arbeitet auf eine integrierte Siedlungspolitik hin, bei der Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen haben. Mit der EU-Unterstützung werden vor allem grundlegende Dienstleistungen und Mehrzweck-Bargeldhilfe bereitgestellt, um den Grund- und Schutzbedarf der am stärksten betroffenen Flüchtlinge und Asylsuchenden zu decken.
In Somalia waren bereits vor Beginn der Dürre Millionen von Menschen vertrieben worden. Durch die Dürre, Überschwemmungen, Konflikte und fehlende Sicherheit wurden weitere Teile der Bevölkerung gezwungen, ihren Wohnort zu verlassen. Dadurch ist die Zahl der Binnenvertriebenen auf derzeit etwa 3,8 Millionen angestiegen. Die Gemeinschaften zu erreichen gestaltet sich teilweise schwierig. 4,3 Millionen Menschen – fast ein Viertel der Bevölkerung – sind nach wie vor von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Schätzungen zufolge leiden 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren unter akuter Unterernährung. Die humanitäre Hilfe der EU konzentriert sich auf lebensrettende Maßnahmen für Menschen, die in jüngster Zeit durch akute Krisen vertrieben wurden, Menschen in schwer erreichbaren Gebieten und Menschen, die von extremer oder sehr hoher Ernährungsunsicherheit und Epidemien betroffen sind.
In Südsudan wurden etwa 20 % der Bevölkerung durch anhaltende Konflikte, Gewalt zwischen lokalen Gemeinschaften und andauernde Überschwemmungen vertrieben. Die Unterstützung der EU konzentriert sich auf lebensrettende Maßnahmen für die schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen, insbesondere im Falle neuer Vertreibungen aufgrund von Gewalt (einschließlich der Folgen des Konflikts in Sudan), Epidemien, Naturkatastrophen und Klimaschocks.
Uganda ist mit fast 1,6 Millionen Flüchtlingen, darunter mehr als 926 000 aus Südsudan, das größte Aufnahmeland Afrikas. Jeden Monat erhöhen Tausende neue Flüchtlinge, die vor Konflikten und Naturkatastrophen vor allem in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan fliehen, den Druck auf das ugandische Aufnahmemodell. Die Unterstützung der EU dient vor allem der lebensrettenden Hilfe für die schutzbedürftigsten Flüchtlinge und ihre Aufnahmegemeinschaften, wobei kontinuierliche Anstrengungen unternommen werden, um ihren Grund- und Schutzbedarf zu decken.
Weitere Informationen:
Humanitäre Hilfe der EU für Äthiopien
Humanitäre Hilfe der EU für Kenia
Humanitäre Hilfe der EU für Somalia
Humanitäre Hilfe der EU für Südsudan
Humanitäre Hilfe der EU für Uganda
Quote(s)
Zahlreiche Faktoren führen dazu, dass der humanitäre Bedarf am Horn von Afrika weiter ansteigt und schutzbedürftige Menschen in immer aussichtslosere Lagen gebracht werden. Die heute angekündigte Unterstützung spiegelt die Solidarität der EU mit den Menschen in der Region wider, die die Hilfe am dringendsten benötigen. Ziel ist es, Leben zu retten und Gemeinschaften, die mit wiederkehrenden Krisen konfrontiert sind, dabei zu unterstützen, resilienter zu werden.
Janez Lenarčič‚ Kommissar für Krisenmanagement
Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 27. Februar 2024
- Autor
- Vertretung in Luxembourg