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Vertretung in Luxemburg
Presseartikel22. November 2023Vertretung in LuxembourgLesedauer: 8 Min

Kommission schlägt umfassendes Monitoring zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der europäischen Wälder vor

Die Kommission schlägt ein Gesetz über Waldmonitoring vor, mit dem bestehende Informationslücken bezüglich europäischer Wälder geschlossen und eine umfassende Wissensbasis über Wälder geschaffen werden sollen, damit die Mitgliedstaaten, Waldbesitzer und Waldbewirtschafter besser auf den zunehmenden Druck auf die Wälder reagieren und die Widerstandsfähigkeit der Wälder stärken können.

Wälder sind ein wichtiger Verbündeter bei der Bekämpfung des Klimawandels und des Verlusts an biologischer Vielfalt sowie von entscheidender Bedeutung für florierende ländliche Gebiete und die Bioökonomie. Leider leiden die europäischen Wälder unter vielen verschiedenen Belastungen, einschließlich des Klimawandels und nicht nachhaltiger menschlicher Aktivitäten. 

Ein besseres Monitoring wird es ermöglichen, die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegen die durch den Klimawandel verschärften grenzüberschreitenden Gefahren durch Schädlinge, Dürren und Waldbrände zu stärken. Gleichzeitig wird dadurch der Weg für neue Geschäftsmodelle wie die klimaeffiziente Landwirtschaft geebnet und die Einhaltung vereinbarter EU-Rechtsvorschriften unterstützt. Letztlich wird das Monitoring zur Stärkung der Fähigkeit der Wälder beitragen, ihre vielfältigen ökologischen und sozioökonomischen Funktionen, einschließlich ihrer Rolle als natürliche Kohlenstoffsenke, zu erfüllen.

Bessere Daten, größere Widerstandsfähigkeit, neue wirtschaftliche Möglichkeiten

Der Monitoringrahmen wird die Erhebung und den Austausch aktueller und vergleichbarer Walddaten ermöglichen, die durch eine Kombination von Erdbeobachtungstechnologie und Bodenmessungen gewonnen werden. Aufbauend auf den bestehenden Bemühungen auf nationaler Ebene wird der Rahmen bessere Daten und Kenntnisse für die Entscheidungsfindung und die Umsetzung politischer Maßnahmen bieten, einschließlich aktuellerer Informationen über natürliche Störungen und Waldkatastrophen in den Mitgliedstaaten.

Derzeit sind die verfügbaren Informationen über den Zustand der Wälder und die Nutzung der Waldressourcen und -dienstleistungen verstreut und unvollständig. Außerdem sind die Daten über die Wälder in der EU oft veraltet und werden anhand unterschiedlicher Definitionen erfasst, was zu erheblichen Wissenslücken führt. Diese Unstimmigkeiten werden durch ein umfassendes Monitoringsystem beseitigt.

Der Monitoringrahmen wird zur Schaffung einer integrierten Politikgestaltung im Forstsektor beitragen, indem er die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten sicherstellt und sie ermutigt, langfristige Waldpläne aufzustellen, wobei alle relevanten politischen Dimensionen und die vielfältigen Funktionen der Wälder berücksichtigt werden. Mit dem Vorschlag werden keine neuen direkten Verwaltungsanforderungen für Unternehmen, Waldbesitzer und Forstwirte eingeführt.

Der Rahmen wird wirtschaftliche Vorteile bringen, da er Waldbewirtschafter dabei unterstützen wird, ihre Ökosystemdienstleistungen wie die CO2-Entnahme innerhalb des EU-Rahmens für die Zertifizierung von CO2-Entnahmen zu vermarkten. Auf der Grundlage glaubwürdigerer und leichter zugänglicher Daten werden Waldbewirtschafter und Waldbesitzer in der Lage sein, neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln, die zusätzliches Einkommen schaffen, und gleichzeitig die klimaeffiziente Landwirtschaft auszubauen sowie zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beizutragen. Das neue Gesetz wird auch einen neuen Markt für Anbieter digitaler Monitoringdienste, einschließlich einer großen Zahl von KMU und innovativen Start-up-Unternehmen, fördern.

Zu guter Letzt wird der Vorschlag die Umsetzung anderer zentraler Rechtsakte und -vorschriften wie der LULUCF-Verordnung, der Habitat- und der Vogelschutz-Richtlinie, der Verordnung über Entwaldung sowie der Zertifizierung der CO2-Entnahme und der Verordnung über die Wiederherstellung der Natur, sobald sie von den gesetzgebenden Organen angenommen wurden, unterstützen. 

Im Rahmen ihrer umfassenderen Arbeit zur Umsetzung der EU-Waldstrategie hat die Kommission heute ebenfalls einen Vorschlag für eine aktualisierte EU-Politikgestaltung im Forstsektor angenommen, mit dem eine neue, inklusive und interdisziplinäre Expertengruppe der Mitgliedstaaten eingerichtet werden soll, die für alle forstpolitischen und -wirtschaftlichen Fragen zuständig ist und alle ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ziele der EU-Waldstrategie betrachtet.

Bewältigung des zunehmenden Drucks auf die Wälder

Hintergrund dieses Vorschlags ist der zunehmende Druck auf die Wälder. Die Kommission veröffentlicht heute einen Bericht über Waldbrände in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika 2022, aus dem hervorgeht, dass 2022 in der EU fast 900 000 ha Land verbrannt sind, was ungefähr der Größe Korsikas entspricht. 

Im dritten Jahr in Folge kam es aufgrund von Waldbränden beispiellosen Ausmaßes zu großen ökologischen und wirtschaftlichen Schäden in der EU sowie zu tragischen Todesfällen. Der Großteil der Brände (96 %) wird zwar vom Menschen verursacht, durch die auf den Klimawandel zurückzuführende erhöhte Brandgefahr aber noch verschärft. Dieses Warnsignal führt uns vor Augen, mit welchen Folgen der Erderwärmung in den kommenden Jahren angesichts steigender Temperaturen und stärkerer Dürren in vielen europäischen Ländern zu rechnen ist. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass Präventionsmaßnahmen eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Häufigkeit und der Auswirkungen von Waldbränden spielen, und dass aktuelle Daten dabei von entscheidender Bedeutung sind.

Nächste Schritte

Der Vorschlag wird nun vom Europäischen Parlament und vom Rat im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren geprüft.

Hintergrund

Wälder bieten einen unschätzbaren ökologischen, klimatischen und sozioökonomischen Nutzen. Sie fungieren als Zentren der biologischen Vielfalt und Lebensräume, sorgen für Sauerstofffreisetzung und Luftfilterung, regulieren Wasserströme, verhindern Erosion und sind für die Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung unerlässlich. Sie spielen eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einem klimaneutralen Europa sowie für die kreislauforientierte Bioökonomie und eine gesunde Gesellschaft.  Studien der Kommission zufolge liefern die erweiterten waldbasierten Wertschöpfungsketten Rohstoffe wie Holz, Nahrungsmittel, medizinische Pflanzen, Kork und Harz und sichern derzeit 4,5 Millionen Arbeitsplätze in der EU.

Insgesamt sind jedoch viele Wälder in der EU in keinem guten Zustand. Sie leiden unter dem Verlust an biologischer Vielfalt und sind stark vom Klimawandel betroffen, durch den sich andere zerstörerische Belastungen wie Schädlinge, Umweltverschmutzung und Krankheiten individuell und gegenseitig verschärfen. Durch den Klimawandel entstehen auch Witterungsbedingungen wie lange Dürre- und Hitzeperioden, die das Ausmaß und die Intensität von Waldbränden in der EU in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch erhöhen werden. Die Auswirkungen haben einen zunehmenden Einfluss auf die Stabilität und Produktivität der Wälder, während gleichzeitig die Nachfrage nach forstwirtschaftlichen Erzeugnissen und Dienstleistungen steigt. 

Die Berichterstattung der Mitgliedstaaten im Rahmen der Verordnung über Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) zeigt, dass die Funktion der Wälder als natürliche Kohlenstoffsenke in mehreren Schlüsselgebieten in der Europäischen Union abnimmt. In manchen Gebieten sind Wälder zu einer Quelle von CO2-Emissionen geworden.

Um auf Kurs zu bleiben, muss die EU die Widerstandsfähigkeit natürlicher Ökosysteme stärken, deren Fähigkeit verbessern, uns bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, und deren Produktionskapazität aufrechterhalten, um dauerhafte Ernährungs- und materielle Sicherheit zu gewährleisten.

Die heutigen Initiativen und ihre Ziele stützen sich auf Lösungen, die in der Natur zu finden sind – unserer besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Sie werden der EU dabei helfen, Klimaneutralität zu erreichen, indem mehr Kohlenstoff von natürlichen Senken aufgenommen wird. Dies wird auch dazu beitragen, dass die EU ihren internationalen Verpflichtungen aus dem Übereinkommen von Paris und dem Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal nachkommt.

Weitere Informationen

Fragen und Antworten

Factsheet

Vorschlag für ein Gesetz über Waldmonitoring

Bericht über Waldbrände in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika 2022

Zertifizierung der CO2-Entnahme (europa.eu)

Zertifizierung der CO2-Entnahme (europa.eu)

Zitate

Die europäischen Wälder und Forstwirte bieten uns unverzichtbare Dienste, von der CO <sub>2</sub>-Speicherung und einer reichen biologischen Vielfalt bis hin zu Nahrungsmitteln, Rohstoffen und einem Raum für Freizeitaktivitäten. Um zum richtigen Zeitpunkt die passenden Entscheidungen zu treffen und sicherzustellen, dass die Wälder gesund und widerstandsfähig bleiben, benötigen Behörden, Waldbesitzer und andere Interessenträger aktuelle und hochwertige Walddaten. Der EU-Rahmen für das Waldmonitoring, der sich an den bewährten Verfahren der Mitgliedstaaten orientiert, wird genau dafür sorgen.

Maroš Šefčovič, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal, interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau - 22/11/2023

 

Wälder sind eine der wertvollsten Ressourcen, über die wir verfügen. Sie sind die grüne Lunge unseres Planeten. Wir sollten sie wertschätzen und uns sehr gut um sie kümmern. Das Gesetz über Waldmonitoring wird uns nicht nur einen klaren Überblick über den Zustand der europäischen Wälder verschaffen, sondern es den Mitgliedstaaten, Waldbesitzern und Waldbewirtschaftern auch ermöglichen, ihre Reaktion auf die Belastungen durch den Klimawandel zu verbessern. Die Widerstandsfähigkeit unserer Wälder ist eine unserer wichtigsten Verbündeten bei der Bekämpfung des Klimawandels und beim Schutz der biologischen Vielfalt.

Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei, erklärte: - 22/11/2023

 

Um den Klimawandel zu bekämpfen, benötigen wir eine gesunde Natur. Derzeit stehen die Wälder in ganz Europa vor Schwierigkeiten, unter anderem durch Schädlinge, Hitzewellen und beispiellose Waldbrände. Dies sind Warnungen davor, was die Erderwärmung mit steigender Temperatur sowie ausgeprägteren und längeren Dürren bewirken kann. Außerdem nehmen unsere Wälder Kohlenstoff auf, und wir werden diese „Kohlenstoffsenke“ in Zukunft ausbauen müssen, um die nun auch rechtlich verankerten Klimaziele zu erreichen. Um wirksame Maßnahmen zu ergreifen, müssen wir über bestmögliche und leicht vergleichbare Daten verfügen. Unser Vorschlag schafft Chancen für diejenigen, die im Forstsektor tätig sind, und unterstützt die Umsetzung anderer Rechtsvorschriften im Rahmen des Grünen Deals.

Wopke Hoekstra, Commissioner for Climate Action - 22/11/2023

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
22. November 2023
Autor
Vertretung in Luxembourg