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Vertretung in Luxemburg
Erklärung18. März 2024Vertretung in LuxembourgLesedauer: 2 Min

Erklärung des Hohen Vertreters Josep Borrell und des für Krisenmanagement zuständigen Kommissionsmitglieds Janez Lenarčič zur Hungersnot in Gaza

Der Hohe Vertreter Josep Borrell und der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarčič haben folgende Erklärung abgegeben:

„Fünf Monate nach dem Beginn der Gaza-Krise deuten die Ergebnisse der heute veröffentlichten aktualisierten Bewertung nach der IPC-Skala, einer internationalen Klassifizierung der Stufen der Ernährungssicherheit, darauf hin, dass Gaza das schlimmstmögliche Szenario bevorsteht.

Gaza ist bereits jetzt von einer Hungersnot betroffen: Nach der IPC-Skala ist davon auszugehen, dass die gesamte Bevölkerung von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen ist. In den nördlichen Gouvernements Gazas stehen 70 % der Menschen unmittelbar vor einer Hungersnot.

Im Gouvernement in der Mitte des Gazastreifens und in den südlichen Gouvernements sind 50 % der Menschen mit katastrophaler Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Lage in den nächsten Wochen und Monaten rasch verschlechtern wird und auch der Süden von einer Hungersnot betroffen sein dürfte.

Das ist beispiellos. In keiner IPC-Analyse wurde weltweit jemals ein solches Ausmaß an Ernährungsunsicherheit festgestellt.

Seit dem letzten Bericht ist der Anteil der Menschen, die von akuter, lebensbedrohlicher Unterernährung betroffen sind, alarmierend gestiegen, und wir sehen bereits jetzt mit Entsetzen, dass Kinder den Hungerstod sterben.

Hunger darf nicht als Kriegswaffe eingesetzt werden. Was wir sehen, ist keine Naturkatastrophe, sondern eine vom Menschen verursachte Katastrophe, und es ist unsere moralische Pflicht, diese zu beenden.

Bereits mehr als 30 000 Menschen sind aufgrund des Konflikts zu Tode gekommen, ein großer Teil davon Kinder, und die Zahl der Todesopfer könnte aufgrund von Hunger oder Krankheiten rasch steigen.

Die katastrophale Lage hat ein unvorstellbares Ausmaß erreicht. Jetzt muss unbedingt gehandelt werden.

Wir erkunden derzeit alle möglichen Mittel und Wege für die Bereitstellung von Hilfe, einschließlich über Luft- und Seekorridore. Diese ersetzen jedoch nicht die am einfachsten umsetzbare und wirksamste Lösung, nämlich die vollständige und bedingungslose Öffnung des Zugangs auf dem Landweg.

Es ist dringend erforderlich, die bestehenden Landübergänge für Hilfslieferungen stärker zu öffnen und zusätzliche Zugangsrouten zu schaffen, um eine wirkungsvolle Nahrungsmittelhilfe für die gesamte Bevölkerung Gazas, die Bereitstellung spezieller medizinischer Hilfe bei Unterernährung und die Durchführung von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit sicherzustellen.

Wir fordern Israel nachdrücklich auf, freien, ungehinderten und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe für alle Menschen in Not zu gewähren und mit dem UNRWA, anderen UN-Einrichtungen und sonstigen an der humanitären Hilfe beteiligten Akteuren zusammenzuarbeiten, unter anderem durch die zeitnahe Ausstellung der erforderlichen Visa und anderer Genehmigungen. Die EU erkennt den wichtigen Beitrag dieser Akteure an und setzt sich weiterhin für ihre Sicherheit und die Gewährleistung eines ungehinderten Zugangs zu Menschen in Not ein.“

Hintergrund

Im Jahr 2024 hatte die EU ursprünglich mehr als 125 Mio. EUR an humanitärer Hilfe für bedürftige Palästinenser vorgesehen, davon mehr als 50 Mio. EUR speziell für Nahrungsmittelhilfe und für die Deckung von gesundheitsbezogenen und anderen Grundbedürfnissen. Nun werden weitere 68 Mio. EUR für die Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen und in der gesamten Region bereitgestellt, wobei der Schwerpunkt auf Ernährung und Gesundheit liegt. Zudem leistet die EU leistet auch Ernährungshilfe über die humanitäre Luftbrücke für die Bevölkerung im Gazastreifen.

Weitere Informationen

Länderseite Palästina

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
18. März 2024
Autor
Vertretung in Luxembourg