Zum Hauptinhalt
Vertretung in Luxemburg
Presseartikel16. Januar 2024Vertretung in LuxembourgLesedauer: 4 Min

Kommission ruft zur Teilnahme an Allianz für kritische Arzneimittel auf

Die Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) der Europäischen Kommission hat heute einen offenen Aufruf zur Interessenbekundung für die Teilnahme an der Allianz für kritische Arzneimittel veröffentlicht. Die Bildung der Allianz wurde von der Kommission im Oktober 2023 als zentrale Maßnahme zur Vermeidung und Behebung von Engpässen bei kritischen Arzneimitteln angekündigt.

Die Allianz wird alle relevanten Interessenträger an einen Tisch bringen und sich für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen EU-Kommission, nationalen Regierungen, Industrie und Zivilgesellschaft einsetzen. Sie wird die Herausforderungen, Handlungsprioritäten und möglichen politischen Lösungen in Bezug auf Engpässe bei kritischen Arzneimitteln in der EU ermitteln. Bei der Allianz handelt es ich um einen Konsultationsmechanismus, der auch als Netzwerk tätig sein wird, um EU-Maßnahmen in diesem Bereich zu beschleunigen.

Eine neue industrielle Dimension für die Europäische Gesundheitsunion

Die Allianz für kritische Arzneimittel wird der industrielle Arm einer starken Europäischen Gesundheitsunion sein. Sie wird Empfehlungen aussprechen und die Kommission, die Mitgliedstaaten und andere Entscheidungsträger in der EU darin beraten, wie sie seit Langem bestehende Arzneimittelengpässe angehen können. Auf der Grundlage der im Dezember 2023 veröffentlichten Unionsliste der kritischen Arzneimittel wird sie sich auf diejenigen Medikamente konzentrieren, bei denen am ehesten Engpässe drohen und die gravierendsten Folgen für Gesundheitssysteme und Patientinnen und Patienten zu erwarten sind.

Die Allianz wird durch fertigungstechnische, vertragliche und finanzielle Lösungsansätze ein höheres Maß an strategischer Autonomie bei kritischen Arzneimitteln im Interesse der europäischen Bürgerinnen und Bürger ermöglichen. Sie wird auf den Erfahrungen anderer EU-Allianzen aufbauen, mit denen zentrale industrielle Herausforderungen angegangen werden (wie den Allianzen für Batterien und für kritische Rohstoffe), und kann sich auf ein breit gefächertes Instrumentarium politischer Maßnahmen stützen. So wird sie

  • die Diversifizierung globaler Lieferketten durch strategische internationale Partnerschaften ausloten
  • auf koordinierte Weise die Produktionskapazitäten und die Innovationsfähigkeit Europas bei der Herstellung kritischer Arzneimittel und ihrer Inhaltsstoffe steigern
  • ein einheitliches strategisches Konzept für die Bevorratung von Arzneimitteln in der EU entwickeln
  • dabei helfen, EU-Fördergelder und nationale Mittel zu mobilisieren und aufeinander abzustimmen, um Lösungen für Arzneimittelengpässe umzusetzen

Alle sind willkommen 

Die Allianz für kritische Arzneimittel steht allen Unternehmen und Organisationen, den Mitgliedstaaten, lokalen und regionalen Behörden und ihren Einrichtungen, den Sozialpartnern, der Zivilgesellschaft, Angehörigen von Gesundheitsberufen, Patient(inn)en, Verbraucher(inne)n sowie anderen Interessengruppen, EU-Einrichtungen und -Stellen offen.

Interessenten sollten das entsprechende Formular auf der Website der Allianz ausfüllen.

Nächste Schritte 

Die Allianz wird fünf Jahre lang bestehen. Es wird davon ausgegangen, dass sie ihre Tätigkeit im kommenden Frühjahr aufnimmt und ihre ersten Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgung mit kritischen Arzneimitteln im Herbst abgibt. 

Hintergrund

Am 24. Oktober 2023 gab die Kommission eine Mitteilung über Maßnahmen heraus, mit denen Versorgungsengpässe bei kritischen Arzneimitteln in diesem Winter und darüber hinaus besser verhindert und abgefedert werden können. Kritische Engpässe, unter anderem bei bestimmten Antibiotika, hatten in der letzten Zeit gezeigt, dass fortgesetzte koordinierte Maßnahmen nötig sind, damit die europäischen Lieferketten für Arzneimittel auf lange Sicht belastbarer werden.

In der Mitteilung wird besonderes Gewicht auf die kritischsten Arzneimittel gelegt, deren Verfügbarkeit in der EU zu allen Zeiten gewährleistet sein muss.

Die Mitteilung stützt sich auf die Arbeiten im Rahmen der Europäischen Gesundheitsunion, insbesondere auf das erweiterte Mandat der Europäischen Arzneimittel-Agentur und die jüngst veröffentlichte Arzneimittelreform. Vorausgegangen war eine nachdrückliche Aufforderung durch die Mitgliedstaaten auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni 2023, die im Oktober 2023 in Grenada bekräftigt wurde, sowie eine Aufforderung des Europäischen Parlaments.

Weitere Informationen

Website der Allianz

HERA-Präsenz im Internet

Mitteilung zur Bekämpfung von Arzneimittelengpässen in der EU

Liste kritischer Arzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur

Quote(s)

Mit dem Beginn der Arbeiten an einer Allianz für kritische Arzneimittel schlägt unsere Europäische Gesundheitsunion ein neues Kapitel auf. Es ist der Auftakt zu einem konzertierten Vorstoß, die Produktion dieser Medikamente in der EU zu stärken und zu modernisieren und internationale Lieferketten breiter aufzustellen. Als neue industrielle Säule unserer starken Europäischen Gesundheitsunion wird uns die Allianz auch dabei helfen, Arzneimittel auf andere Weise herzustellen und zu beschaffen, und letztlich unsere Versorgungssicherheit stärken. Mit dieser Initiative sorgen wir dafür, dass Regierungen, Industrie, Angehörige von Gesundheitsberufen und Zivilgesellschaft enger denn je zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, mit denen sichergestellt wird, dass Patientinnen und Patienten besser geschützt werden und die Medikamente erhalten, die sie brauchen.

Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
16. Januar 2024
Autor
Vertretung in Luxembourg