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Vertretung in Luxemburg
Presseartikel3. Juni 2024Vertretung in LuxembourgLesedauer: 6 Min

Kommission nimmt Arbeit an neuem Pilotmechanismus auf, um Wasserstoffmarkt anzukurbeln

Anastasia Zhenina

Um die Entwicklung des europäischen Wasserstoffmarkts voranzubringen, hat die Kommission heute weitere Schritte unternommen und die Arbeit an einem Pilotmechanismus aufgenommen. Der neue Mechanismus wurde im Rahmen des kürzlich angenommenen Pakets „Dekarbonisierte Gase und Wasserstoff“ geschaffen und zielt darauf ab, Investitionen zu beschleunigen. Dazu soll in Bezug auf die Abnehmer und die Anbieter ein besserer Überblick über die Lage auf dem Markt verschafft und die Kommunikation zwischen ihnen erleichtert werden. Er wird für eine Dauer von fünf Jahren eingerichtet und Teil der Europäischen Wasserstoffbank sein.

Im Rahmen des Pilotmechanismus für Wasserstoff werden Informationen über das Angebot an und die Nachfrage nach erneuerbarem und CO2-armem Wasserstoff sowie erneuerbaren und CO2-armen Wasserstoffderivaten gesammelt, verarbeitet und zugänglich gemacht, wodurch die Kommunikation zwischen europäischen Abnehmern und europäischen bzw. ausländischen Anbietern erleichtert wird. Ferner werden Marktdaten über die Entwicklung von Wasserstoffströmen und -preisen erhoben und verarbeitet. Heute wurde ein Vergabeverfahren eingeleitet, um einen Dienstleister zu finden, der eine IT-Plattform für den Pilotmechanismus entwickelt. Die Kommission plant, bis Ende dieses Jahres einen Vertrag zu unterzeichnen, damit der Mechanismus Mitte 2025 einsatzfähig ist.

In Europa werden gerade die ersten leistungsstarken Elektrolyseure gebaut und auch erste Abnahmeverträge wurden bereits unterzeichnet. Mehr Transparenz bei der Nachfrage seitens der Anbieter und Verbraucher wird dazu beitragen, endgültige Investitionsentscheidungen in Europa zu beschleunigen und Abnahmeverträge sicherzustellen. Wasserstoff wird eine wichtige Rolle dabei spielen, unsere Ziele im Rahmen des Grünen Deals zu erreichen, den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen aus Russland zu bewältigen sowie die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu fördern.

Der Pilotmechanismus für Wasserstoff ist Teil der laufenden Arbeiten der Kommission zur Einrichtung einer europäischen Multiprodukt-Plattform für den gemeinsamen Erwerb strategischer Güter, die in Zukunft strategische und weitere Rohstoffe abdecken könnte.

Hintergrund

Die EU hat einen umfassenden und integrierten Rechtsrahmen geschaffen, damit bis 2030 die Entwicklung eines voll funktionsfähigen Wasserstoffmarkts unterstützt wird. Das Paket „Dekarbonisierte Gase und Wasserstoff“ beinhaltet klare Marktregeln, die Investoren entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette Rechtssicherheit und langfristige Transparenz bieten. Was die Nachfrageseite anbelangt, so wurden mit der Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie Ziele für erneuerbaren Wasserstoff in der Industrie und im Verkehrssektor eingeführt. Außerdem hat die EU Vorschriften festgelegt, um zu bestimmen, was erneuerbarer Wasserstoff ist und wie er auf diese Ziele angerechnet werden kann. Die Kommission plant überdies, bis Ende dieses Jahres eine Rechtsdefinition für CO2-armen Wasserstoff vorzuschlagen. Darüber hinaus gelten Projekte zur Wasserstofflieferkette nun als von strategischem Interesse und kommen daher für schnellere Genehmigungs- und andere unterstützende Maßnahmen nach der Netto-Null-Industrie-Verordnung in Betracht.

Abgesehen von dem günstigen Rechtsrahmen hat die Kommission auch die Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur sowie damit verbundene Investitionen gefördert. Die erste Unionsliste der Vorhaben von gemeinsamem und gegenseitigem Interesse im Rahmen der überarbeiteten TEN-E-Verordnung umfasst mehrere Wasserstoffkorridore, von denen erwartet wird, dass sie Verbraucher mit Erzeugern aus der gesamten EU und aus der ganzen Welt zusammenbringen. Konkret enthält die Liste eine Reihe neuer und umgewidmeter Pipelines, 16 leistungsstarke Elektrolyseure mit einer Leistung von mehr als 50 MW sowie Wasserstoffspeicheranlagen und Wasserstoffterminals, die den Status von Vorhaben von gemeinsamem Interesse (PCI-Status) erhalten haben.

Zudem hat die Kommission die Europäische Wasserstoffbank eingerichtet, um Investitionen in Wasserstoffprojekte anzukurbeln und den Aufbau einer vollständigen Wasserstoffwertschöpfungskette in Europa zu erleichtern. Die erste EU-weite Auktion war ein voller Erfolg. 132 Gebote wurden eingereicht, von denen sieben ausgewählt wurden und mit finanziellen Mitteln aus dem Innovationsfonds in Höhe von fast 720 Mio. EUR unterstützt werden. Die Kommission plant, bis Ende dieses Jahres eine zweite Auktion auf EU-Ebene zu organisieren, und arbeitet gemeinsam mit den Mitgliedstaaten an der Ausrichtung möglicher internationaler Auktionen.

Die europäische Wasserstoffindustrie investiert derzeit in großem Umfang in neue Projekte. Momentan gibt es in der EU insgesamt 254 – 170 laufende und 84 in Entwicklung befindliche – Projekte zu erneuerbarem Wasserstoff. Dies entspricht fast 3 GW an installierter Leistung. Nach der Durchführung der Elektrolyseure-Projekte, die im Zuge der ersten Pilotauktion für erneuerbaren Wasserstoff der Europäischen Wasserstoffbank ausgewählt wurden, dürften weitere 8 GW an Leistung hinzukommen. Weltweit sind jedoch nur bei 4 % der angekündigten Projekte zu erneuerbarem und CO2-armem Wasserstoff endgültige Investitionsentscheidungen getroffen worden und nur 12 % der potenziellen Anbieter von sauberem Wasserstoff, der bis 2030 erzeugt werden soll, haben feste Abnehmer.

Insgesamt wurden in Europa rund 18 Mrd. EUR aus der Aufbau- und Resilienzfazilität, den Programmen der Mitgliedstaaten und verschiedenen Regional- und Innovationsprogrammen investiert, um die ersten Projekte für die Erzeugung von Wasserstoff und die Umstellung auf andere Energieträger zu fördern sowie die dafür benötigte Infrastruktur zu entwickeln. Des Weiteren hat die Kommission Beihilfen auf staatlicher Ebene in Höhe von 18,9 Mrd. EUR für vier wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) in der Wasserstoffwertschöpfungskette genehmigt. Damit dürften private Investitionen von rund 27 Mrd. EUR mobilisiert werden. Die geförderten Projekte werden die gesamte Wertschöpfungskette für sauberen Wasserstoff abdecken – von der Erzeugung von erneuerbarem und CO2-armem Wasserstoff über die Speicherung, Übertragung und Verteilung von Wasserstoff bis hin zu seinem Einsatz, insbesondere in Industriesektoren.

Die Kommission unterstützt darüber hinaus die Entstehung und Umsetzung von Wertschöpfungsketten zur Integration von Wasserstoffprojekten im Rahmen ihrer Innovationsmission für Wasserstofftäler, wobei weltweit rund 100 Täler – darunter mehr als 50 in Europa – bereits Teil der Plattform für Wasserstofftäler sind. Seit der Annahme des REPowerEU-Plans im Mai 2022 hat sich diese Zahl verdoppelt.

Weitere Informationen

Pilotmechanismus zur Förderung der Marktentwicklung für Wasserstoff

Europäische Wasserstoffbank

Quote(s)

 

Wasserstoff ist ein strategischer Teil der Energiewende in der EU. Er ist nicht nur für die Verwirklichung unserer Klimaneutralitätsziele, sondern auch für die Aufrechterhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherung der Position Europas als eine weltweit führende Wirtschaftsmacht von großer Bedeutung. Indem wir die Kommunikation zwischen Anbietern und Verbrauchern erleichtern, werden wir entscheidend dazu beitragen, die Entwicklung des in Europa neu entstehenden Wasserstoffsektors zu beschleunigen. Parallel dazu werden wir weiterhin ehrgeizige Maßnahmen treffen, um durch den gemeinsamen Erwerb strategischer Ressourcen das gesamte politische und wirtschaftliche Gewicht Europas einzusetzen.

Maroš Šefčovič, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal, interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau

 

Dieser neue Mechanismus wird eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines funktionierenden europäischen Wasserstoffmarkts spielen. Bei immer noch zu wenigen Projekten bahnen sich endgültige Investitionsentscheidungen an und zu wenige Abnehmer unterzeichnen Verträge für die Umstellung auf Wasserstoff. Dieser Mechanismus wird uns dabei helfen, besser zu verstehen und zu erkennen, wo Nachfrage nach und Angebot an Wasserstoff entstehen. Die gewonnenen Informationen werden uns dabei helfen, europäische Abnehmer und europäische und internationale Wasserstoffanbieter zusammenzubringen, und schließlich den Weg für künftige Auktionen der Europäischen Wasserstoffbank ebnen. Sie werden uns außerdem ermöglichen, die Planung und Entwicklung der erforderlichen Verkehrsinfrastruktur durch Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse und ihre Finanzierung durch die Fazilität „Connecting Europe“ der EU für den Bereich Energie zu steuern.

Kadri Simson, Kommissarin für Energie

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
3. Juni 2024
Autor
Vertretung in Luxembourg