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Vertretung in Luxemburg
Presseartikel21. Februar 2023Vertretung in LuxembourgLesedauer: 6 Min

Straßenverkehrssicherheit in der EU: Anzahl der tödlich Verunglückten unter vorpandemischem Niveau – weiterhin jedoch zu langsame Fortschritte

Busses, commercial vehicles, vans and lorries driving on a motorway

Die Europäische Kommission hat heute vorläufige Angaben zur Anzahl der Straßenverkehrsopfer im Jahr 2022 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr wurden rund 20 600 Personen bei Verkehrsunfällen getötet, was einem Anstieg um 3 % gegenüber 2021 entspricht, als das Verkehrsaufkommen nach der Pandemie wieder zunahm. Verglichen mit dem vorpandemischen Jahr 2019 sind dies jedoch 2000 weniger Verkehrstote, was einem Rückgang von 10 % entspricht. Die EU und die UN haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine Halbierung der Anzahl der im Straßenverkehr tödlich Verunglückten zu erreichen. 

Gegenläufige Trends in den Mitgliedstaaten

Nicht zuletzt wegen des Wiederanstiegs des Verkehrsaufkommens nach der Pandemie hat sich die Anzahl der Verkehrstoten im Straßenverkehr im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 3 % erhöht. Bemerkenswerterweise konnten viele der im COVID-19-Zeitraum erzielten positiven Entwicklungen (einschließlich eines Rückgangs um 17 % zwischen 2019 und 2020) aufrechterhalten werden. Die Anzahl der Todesfälle im Jahr 2022 lag 10 % unter dem Stand von 2019.

Allerdings geben die Fortschritte der Mitgliedstaaten ein sehr unterschiedliches Bild ab. Die größten Erfolge (mit einem Rückgang von über 30 %) wurden in Litauen und Polen verzeichnet und auch in Dänemark lag der Rückgang bei immer noch 23 %. Im Gegensatz dazu hat sich die Anzahl der Verkehrstoten im Straßenverkehr in Ländern wie Irland, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Schweden in den letzten drei Jahren kaum verändert oder ist sogar gestiegen¹.

Die Gesamtrangfolge der Länder nach Verkehrsopferzahlen – mit den sichersten Straßen in Schweden (21 Todesfälle pro eine Million Einwohner) und Dänemark (26/Mio.) sowie den höchsten Raten in Rumänien (86/Mio.) und Bulgarien (78/Mio.) im Jahr 2022 – hat sich im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie nicht wesentlich verändert. Der EU-Durchschnitt lag bei 46 Straßenverkehrsopfern pro Million Einwohner. 

Am stärksten betroffene Gruppen

Ausgehend von den für die gesamte EU verfügbaren Daten für 2021 (detaillierte Daten für 2022 liegen noch nicht vor) ereigneten sich 52 % der Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge auf Landstraßen, 39 % in Stadtgebieten und 9 % auf Autobahnen. Über drei Viertel (78 %) der Straßenverkehrstoten waren männlichen Geschlechts. 45 % aller Verkehrstoten waren Pkw-Insassen (am Steuer oder Mitfahrende), 18 % Fußgänger*innen, 19 % Nutzer*innen von motorisierten Zweirädern (Motorrädern oder Kleinkrafträdern) und 9 % Radfahrer*innen.

Für Stadtgebiete ergibt sich jedoch ein komplett anderes Bild, da hier auf vulnerable Verkehrsteilnehmer (Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Nutzer*innen von motorisierten Zweirädern) knapp 70 % aller Verkehrstoten entfallen. Tödliche Straßenverkehrsunfälle in Städten ereignen sich überwiegend mit Personen- und Lastkraftwagen, was deutlich macht, dass der Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer verbessert werden muss.

Zwar ist es äußerst begrüßenswert, dass in vielen Mitgliedstaaten der Anteil des Radverkehrs am Mobilitätsmix gestiegen ist, doch stellt die Entwicklung bei der Anzahl der auf den Straßen der EU getöteten Radfahrer*innen ein ernstes Problem dar.  Dies ist die einzige Gruppe von Straßenverkehrsteilnehmern, bei der in den letzten zehn Jahren – vor allem aufgrund der nach wie vor schlecht ausgebauten Infrastruktur – kein deutlicher Rückgang bei der Anzahl der Unfallopfer zu verzeichnen ist. Beispielsweise zeigen vorläufige Zahlen aus Frankreich für das Jahr 2022, dass die Anzahl der beim Radfahren tödlich Verunglückten gegenüber dem Jahr 2019 um 30 % gestiegen ist.

Hintergrund

2018 hat sich die EU zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Straßenverkehrstoten – und erstmals auch die Anzahl der Schwerverletzten – bis 2030 zu halbieren. Dies hat die Kommission in ihrem Strategischen Aktionsplan zur Straßenverkehrssicherheit und im EU-Politikrahmen für die Straßenverkehrssicherheit 2021-2030 festgelegt, in denen auch Pläne für die Straßenverkehrssicherheit entworfen werden, die darauf abzielen, bis 2050 das Ziel der „Vision null Straßenverkehrstote“ zu erreichen.

Die Straßenverkehrssicherheit war auch ein Kernelement der jüngsten mobilitätspolitischen Initiativen der EU, darunter die Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität sowie der Kommissionsvorschlag für eine Überarbeitung der TEN-V-Verordnung und des Rahmens für die Mobilität in der Stadt.

Im zweiten Jahrzehnt für die Straßenverkehrssicherheit, zu dem die Vereinten Nationen im August 2020 den Zeitraum 2021–2030 erklärt haben, nimmt die EU eine führende Rolle ein.

In den nächsten Wochen wird die Kommission ein Paket von Vorschlägen vorlegen, dass die Straßensicherheit aus verschiedenen Blickwinkeln angeht und die europäischen Straßen noch sicherer machen soll.

Weitere Informationen

Detaillierte Straßenverkehrsstatistiken für das Jahr 2022

Verkehrstote im Straßenverkehr pro Million Einwohner – vorläufige Zahlen für 2022

 

Anteil pro Million Einwohner

Veränderung 2022 in Prozent im Vergleich zu:

 

2019

2020

2021

2022

2021

2019

Durchschnitt 2017-19

EU-27

51

42

45

46

3 %

-10 %

-11 %

Belgien

56

43

45

52

16 %

-7 %

-3 %

Bulgarien

90

67

81

78

-5 %

-15 %

-17 %

Tschechien

58

48

50

50

-1 %

-15 %

-15 %

Dänemark

34

28

22

26

18 %

-23 %

-15 %

Deutschland

37

33

31

34

9 %

-8 %

-12 %

Estland

39

44

41

38

-9 %

-4 %

-10 %

Irland

29

30

27

31

14 %

11 %

9 %

Griechenland

64

54

57

58

1 %

-11 %

-13 %

Spanien

37

29

32

36

12 %

-2 %

-5 %

Frankreich

50

39

45

49

11 %

0 %

-2 %

Kroatien

73

58

72

71

-6 %

-7 %

-13 %

Italien

53

40

49

53

9 %

-2 %

-5 %

Zypern

59

54

50

42

-16 %

-27 %

-26 %

Lettland

69

73

78

60

-24 %

-15 %

-19 %

Litauen

67

63

53

43

-19 %

-35 %

-35 %

Luxemburg

36

42

38

40

8 %

18 %

-6 %

Ungarn

62

47

56

56

-1 %

-10 %

-13 %

Malta

32

21

17

50

189 %

63 %

47 %

Niederlande

34

30

29

35

20 %

4 %

7 %

Österreich

47

39

41

41

2 %

-11 %

-11 %

Polen

77

66

59

51

-14 %

-34 %

-33 %

Portugal

67

52

54

63

16 %

-5 %

-2 %

Rumänien

96

85

92

86

-8 %

-12 %

-14 %

Slowenien

49

38

54

40

-25 %

-17 %

-14 %

Slowakei

50

45

45

46

0 %

-8 %

-8 %

Finnland

38

40

41

34

-16 %

-10 %

-18 %

Schweden

22

20

20

21

5 %

0 %

-17 %

Schweiz

22

26

23

31

35 %

44 %

25 %

Norwegen

20

17

15

23

55 %

15 %

16 %

Island

17

22

24

24

0 %

50 %

-33 %

Die Zahlen für 2022 beruhen bei den meisten Ländern auf vorläufigen Daten und könnten sich bis zur Veröffentlichung der endgültigen Zahlen im Herbst 2023 noch ändern. Die das gesamte Jahr 2022 abdeckenden Schätzungen umfassen alle Straßenarten und beziehen sich auf Todesfälle innerhalb von 30 Tagen. Für folgende Länder liegen jedoch nur teilweise Daten vor: Deutschland und Griechenland (jeweils bezogen auf 11 Monate), Belgien und Ungarn (jeweils bezogen auf 9 Monate), Spanien (bezogen auf Landstraßen), Niederlande (teilweise Daten, auch polizeilich registrierte Todesfälle sind um etwa 10-15 % zu niedrig angegeben), Portugal (Todesfälle innerhalb von 24 Stunden), Schweiz (bezogen auf 6 Monate). Für Liechtenstein liegen für 2022 keine Daten vor.

Die Angaben für 2022 werden mit drei Zeiträumen verglichen: mit 2021 (dem Vorjahr), mit 2019 (dem Ausgangsjahr für das Ziel, die Anzahl der Verkehrstoten bis 2030 zu halbieren) und mit dem Durchschnitt der Jahre 2017-19 (zur Berücksichtigung von Schwankungen in kleinen Ländern). Die Angaben zur prozentualen Veränderung in der Tabelle beziehen sich auf die Gesamtzahl der Todesfälle, nicht auf den Anteil pro Million Einwohner.

 

2022 Straßenverkehrsstatistik

Quelle: CARE (EU-Datenbank zu Straßenverkehrsunfällen)

Grün: Anzahl der Todesfälle

Blau: EU-Ziel für 2030

 
   

 

 

 

 

 

¹: Die Angaben beruhen auf vorläufigen und oft teilweisen Daten.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
21. Februar 2023
Autor
Vertretung in Luxembourg