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Vertretung in Luxemburg
Presseartikel7. März 2024Vertretung in LuxembourgLesedauer: 3 Min

Tinder verpflichtet sich zu klaren Verbraucherinformationen über personalisierte Preise

Nach einem Dialog mit der Europäischen Kommission und den nationalen Verbraucherschutzbehörden hat sich Tinder verpflichtet, die Verbraucher darüber zu informieren, dass Preisnachlässe, die es für Premium-Dienste anbietet, mittels automatisierter Verfahren personalisiert werden. Tinder nutzt automatisierte Verfahren, um beispielsweise Verbraucher zu identifizieren, die wenig oder gar kein Interesse an seinen Premium-Diensten zu einem Standardpreis gezeigt haben, um ihnen dann personalisierte Preisnachlässe anzubieten. Die Personalisierung von Preisnachlässen ohne ausdrückliche Information der Verbraucher ist unlauter, da letztere daran gehindert werden, eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Das Netz der nationalen Verbraucherschutzbehörden stellte fest, dass Tinder solche personalisierten Preise anwandte, ohne die Verbraucher zu informieren, und somit gegen das EU-Verbraucherrecht verstoßen hat. Darüber hinaus bot Tinder bis April 2022 ohne Unterrichtung der Nutzer niedrigere altersabhängige Preise für seine Premiumdienste an. Tinder hat diese Praxis vor Beginn der Untersuchung eingestellt.  

Das Netz für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz), das von der Europäischen Kommission koordiniert und von der schwedischen Verbraucheragentur und der niederländischen Behörde für Verbraucher und Märkte geleitet wird, nahm den Dialog mit Tinder im Juli 2022 auf. Im Anschluss an den Dialog sagte Tinder zu, bis Mitte April

  • keine altersbedingte personalisierte Preisgestaltung vorzunehmen, ohne die Verbraucher klar vorab darüber zu informieren,
  • die Verbraucher klar darüber zu informieren, dass Preisnachlässe für Premiumdienste mittels automatisierter Verfahren personalisiert werden, und
  • Verbrauchern mitzuteilen, warum ihnen personalisierte Preisnachlässe angeboten werden, z. B. weil sie nicht bereit waren, die Premiumdienste von Tinder zum Standardpreis zu erwerben.

Nächste Schritte

Das Netz für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) wird aktiv überwachen, wie Tinder die Verpflichtungen in der App umsetzt, und erforderlichenfalls die Einhaltung der Vorschriften durchsetzen, beispielsweise durch Verhängung von Geldbußen.

Hintergrund

Im Jahr 2022 zeigte eine Studie des schwedischen Verbraucherverbands, dass Tinder personenabhängig unterschiedliche Preise berechnete, ohne dass klar ersichtlich gewesen wäre, welche Variablen den Preis bestimmten.

Nach EU-Recht müssen Unternehmen den Verbrauchern wahrheitsgetreue Informationen bereitstellen und dürfen die Verbraucher nicht irreführen, um ihre Entscheidungen zu beeinflussen. Nach der Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken müssen Gewerbetreibende wesentliche Preisinformationen in klarer und verständlicher Weise bereitstellen.  Nach der Richtlinie über die Rechte der Verbraucher müssen Unternehmen die Verbraucher über personalisierte Preisgestaltung mittels automatisierter Verfahren informieren.

Im Netz für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) sind Behörden zusammengeschlossen, die für die Durchsetzung des EU-Verbraucherrechts zuständig sind. Damit diese Behörden grenzüberschreitende Fragen angehen können, werden ihre Maßnahmen auf EU-Ebene koordiniert.

Die nationalen Behörden sind für die Durchsetzung der EU-Verbraucherschutzvorschriften zuständig. Dank der Verordnung über die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz verfügen sie über ein gemeinsames Instrumentarium mit umfassenden Befugnissen, um Unregelmäßigkeiten aufzudecken und schnell und koordiniert gegen unredliche Unternehmen vorzugehen. Darüber hinaus wurden mit der neuen Richtlinie zur besseren Durchsetzung und Modernisierung der Verbraucherschutzvorschriften der Union bestehende Instrumente geändert, indem die Transparenz für die Verbraucher weiter erhöht wurde.

Die Zusammenarbeit erstreckt sich auf Verbraucherschutzvorschriften in verschiedenen Bereichen wie unlautere Geschäftspraktiken, E-Commerce, Geoblocking, Pauschalreisen, Online-Verkauf und Passagierrechte.

Weitere Informationen

Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken

Richtlinie über die Rechte der Verbraucher

Netz für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz

Weitere Informationen über Maßnahmen zur Durchsetzung von Verbraucherrechten

 

 

Quote(s)

 

Seit jeher ist der Preis der wichtigste Entscheidungsfaktor für Verbraucher. Durch Personalisierungstechniken werden die Verbraucher jedoch der Möglichkeit beraubt, Preise zu vergleichen und in der Folge fundierte Kaufentscheidungen zu treffen. Aus diesem Grund schreibt das EU-Verbraucherrecht nun vor, dass Gewerbetreibende offenlegen müssen, ob sie personalisierte Preise mittels automatisierter Verfahren anbieten. Ich bin erfreut, dass Tinder nun für die uneingeschränkte Wahrung der Rechte seiner Nutzerinnen und Nutzer sorgen wird.

Didier Reynders, Kommissar für Justiz

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
7. März 2024
Autor
Vertretung in Luxembourg